Gedanken

"Die Gedanken sind frei"

Audio-Aufnahmen, Playbacks, Alben


Wir haben auf unserer Webseite eine Seite eingerichtet, die heißt: Audio-Aufnahmen, Playbacks, Alben.

Ein kurze Erklärung dazu kann vielleicht hilfreich sein.

Unter Alben versteht man die Audio-Aufnahmen, die wir thematisch gebündelt haben und die über die Streaming Plattformen herausgegeben wurden. Dieses Format richtet sich hauptsächlich an die Musikliebhaber, die viel Wert auf die Klangqualität

legen und weniger auf die visuelle Wahrnehmung (unsere Videos mit Bildern haben eine reduzierte Klangqualität).

Über Plattformen wie Spotify, Apple-Music, Amazon-Music oder YouTube-Music können diese Stücke hingegen in besonders guter Tonqualität gehört werden.

Bei den Playbacks geht es darum, dass der Musikliebhaber die Möglichkeit bekommt, bei Stücken, die als Videos oder Audio-Aufnahmen verbreitet wurden, selbst mitzuspielen. Man könnte es auch „Instrumental-Karaoke“ nennen. In diesem Fall fehlt die Melodiestimme und das Stück beginnt mit einem Einzähler, so dass der Spieler rechtzeitig das Tempo erkennen kann. Man sagt, die schönste Musik sei die, die man selber macht - und dem ist nichts hinzuzufügen.

Die Audio-Aufnahmen sind Einspielungen von Stücken, die sich nicht für Videos eignen. Es kann sein, dass sie thematisch nicht zu den Bildern passen, die wir haben, oder dass sie zu lang sind.

In vielen Stücken des Barocks oder der Wiener Klassik werden die einzelnen Sätze wiederholt, wobei sich die Frage stellt: Warum hat man das gemacht? Nur um Zeit zu gewinnen wohl nicht. Oft ist die Lösung, dass die Wiederholung einfach leise gespielt wird.

Im Barock gab es die sogenannte „Verzierungskunst“, bei der die Interpreten in der Wiederholung Triller, Umspielungen u.ä. verwendeten und somit zeigten, was sie sowohl an spontanen Ideen als auch an technischen Möglichkeiten draufhatten. Die Komponisten hatten nicht den Anspruch, alles festlegen zu müssen.

Diese Tradition hat sich in den folgenden Epochen mehr oder weniger fortgesetzt.

Heute findet man die Improvisation hauptsächlich in Jazz und Rock, aber nur sehr selten in der modernen klassischen Musik.

Wir versuchen die Verzierungskunst in unseren Aufnahmen aufrecht zu halten, wobei man betonen

muss, dass jeder Instrumentalist, der in diesem Sinne spielen möchte, seine eigenen Verzierungen

verwenden kann. Deswegen sind auch unsere Playbacks, wie die Audio-Aufnahmen, mit Wiederholungen zu hören.

Die Playbacks sind nur in YouTube zu finden. Man kann sie mit entsprechender Software herunterladen und loslegen (üben, üben, üben... spielen).

Mit unserem Angebot von Videos, Audio-Aufnahmen, Playbacks, Alben und Notenmaterial hoffen wir dem gerecht zu werden, was Aristoteles sagte:

„Im Wesen der Musik liegt es, Freude zu machen.“

Siegfried Marx, Januar 2023

Einblicke (in unser Team)


Unser Team besteht aus zwei Frauen und zwei Männern, zwei Ohren- und zwei Augenmenschen, drei Deutschen und einem Japaner – Es ist klar, dass es dabei zu unterschiedlichen Meinungen und Bewertungen kommt…


Hier ein kleines Beispiel:

Johanna und Siggi hatten die Musik zu den „Drei Wakas“ fertig aufgenommen und es ging nun darum, ein ansprechendes Cover zu finden, unter dem die Stücke auf Spotify, Apple Music, Youtube Music und Amazon Music gefunden werden konnten. Siggi entwarf also ein Design für die notwendigen Angaben und war nun unschlüssig, welche Farbe der Hintergrund haben sollte. Er stellte daher seine Entwürfe zur Diskussion in unsere WhatsApp-Gruppe.


  • Ihm war die Farbe egal.
  • Ich war diesmal – obwohl ich es sonst gerne farbstark mag - für die eher pastelligen Farbtöne. Ein    zartes Gelb oder ein helles Grün gefielen mir, sie erschienen mir passend zu der Zartheit der Verse.
  • Johanna hingegen war überraschender Weise für die kräftigen Töne wie Rot oder Goldgelb, fügte aber kompromissbereit hinzu, sie sei offen für „alles außer Grau“.
  • Takashi wählte – Grau.

 

Ich finde, Grau ist eigentlich gar keine richtige Farbe, und wenn, dann ist es die Farbe der Langeweile und des Trübsinns. Am Gymnasium hatte ich eine Kunstlehrerein, die nur graue Kleidung trug. Ich fand das schon damals schrecklich: Wie konnte eine so kreative Frau so langweilig gekleidet sein? Mit „Grau“ verbinde ich außerdem den tagelangen Hochnebel bzw. die graue Wolkendecke im November (mittlerweile dank der Klimaerwärmung nun eher im Dezember). Die Welt besteht dann nur aus unterschiedlichen Grautönen, die mir aufs Gemüt schlagen…


Auch Siggi war von diesem Abstimmungsergebnis überrascht und begann zu recherchieren. In einem meiner Bücher über Farben fand er die Bestätigung meiner Sichtweise. Da hieß es nämlich: „Grau“ bedeutet auf „der ganzen Welt: Traurigkeit, Modernismus, Angst, Monotonie, Schlichtheit“.*

„Auf der ganzen Welt“? So konnte das ja wohl nicht stimmen und zum Glück gab Siggi sich damit auch nicht zufrieden, sondern suchte weiter, bis er auf einen wunderbaren Artikel im Internet stieß: „Die Farbe Grau in Japan: the other colour of Japan.“ Der Schluss dieses Aufsatzes lautet:

 

„Aber die Farbe Grau hat eine andere Historie in Japan. Sie wird anders wahrgenommen, weckt andere Assoziationen und Gefühle, sie fügt sich in das Leben in Japan einfach anders ein. Und ja, allen modernen Strömungen, allen extravaganten Moderschöpfern und Individualisten und allen Freunden des Sichtbetons zum Trotz, es ist offensichtlich, dass Grau eine positivere Rolle im japanischen Leben spielt, als dies nach westlichen Maßstäben der Fall ist. Grau ist eben kakkoii (cool), grau ist traurig-schön, Grau ist einfach elegant.“

 

Sie ahnen schon, welcher Entwurf dann realisiert wurde? Ja genau, natürlich der graue!

Und für mich bleibt die schöne Erkenntnis, dass meine grauen Haarsträhnen auch als etwas Positives gesehen werden können… Wenn Sie Zeit haben, lesen Sie bitte „Die Farbe Grau in Japan“: https://kunst-aus-japan.de/the-colours-of-japan-black-white-grey/

 

* Jean-Gabriel Causse: Die unglaubliche Kraft der Farben. Hanser-Verlag München 2018, S. 169.

https://kunst-aus-japan.de/the-colours-of-japan-black-white-grey/ , aufgerufen am 30.11.2022

Astrid Klier-Marx, 2022

In der Ukraine herrscht Krieg – und wir arbeiten weiter an unseren Musikvideos…

Über das schlechte Gewissen des Künstlers


Wir leben in bedrückenden Zeiten: Covid bleibt uns, der Weltklimabericht zeichnet eine düstere Zukunft und der Krieg in der Ukraine erschüttert unseren Glauben, dass es einen moralischen Fortschritt für die Menschheit gibt. Zu dieser deprimierenden Grundstimmung kommen dann noch unsere privaten Sorgen und Schicksalsschläge. Da fragt man sich als Künstler schon, ob es richtig ist, zu komponieren, zu musizieren, Gedichte zu schreiben, Gemälde oder Skulpturen, Fotos oder Videos zu machen. Die Öffentlichkeit muss sich mit Wichtigerem beschäftigen. Dürfen wir zurzeit überhaupt etwas veröffentlichen?


Wir stellen uns diese Frage und ja, wir haben ein schlechtes Gewissen!


Beim nüchternen Nachdenken hilft ein Interview mit dem Erlanger Psychotherapeuten Andre Pittig (erschienen am 3.3.2022 in der Nürnberger Zeitung). Er sagt: „Die direkte Situation können wir nicht ungeschehen machen, so sehr wir es auch wünschen. Wir können jedoch beeinflussen, wie wir mit unseren Ängsten umgehen. Zum einen hilft soziale Unterstützung, mit anderen sprechen, sich austauschen. Eine kurzfristige Lösung wäre auch, den Inhalten ein Stück weit aus dem Weg zu gehen. Ich kann mir vielleicht eine bestimmte Zeit am Tag festlegen, zu der ich mich gezielt informiere. Vermeiden und Ablenken können also kurzfristig helfen“.

Außerdem ist es wichtig, dem Gefühl der eigenen Hilflosigkeit aktiv entgegenzuwirken, „indem ich im Rahmen meiner Möglichkeiten etwas unternehme: Spenden oder auf eine Demonstration gehen, beispielsweise. Wir haben das Gefühl, etwas bewirken zu können“.

Die drei Bewältigungsstrategien, die Andre Pittig aufzeigt, sind also: 1. Aktiv werden, 2. die frustrierenden Informationen kanalisieren und 3. sich ablenken. Wir denken, eine besonders wirkungsvolle Art der Ablenkung ist, sich mit etwas Schönem zu beschäftigen. Das gibt Ruhe, Kraft, es stärkt die Hoffnung… So sind auch unsere Videos kleine Inseln des Positiven, lassen wir sie wirken!

Manche Kommentare zu unseren Videos beschreiben genau das. Zwei besonders mutige Beispiele möchten wir hier zum Schluss noch anführen:


Wir „möchten uns ganz herzlich bei euch für die wunderschöne Komposition "Friends" bedanken 🙏. Wir sind heute Abend dazu gekommen, euer Werk in aller Ruhe anzuhören und anzuschauen.... Sowas Schönes zusammen mit der Musik haben wir lange nicht mehr gesehen.😍 Wir können euch nur ermuntern hier weiterzumachen und an die Öffentlichkeit zu gehen.... Wunderbare Beiträge für die Menschheitsfamilie auf der Erde🥰✨.“

Ulriken Brisken zu unserem Viodeo "Friends"

 

„Vielen Dank - auch für die Bilder - Bilder von Blumen, und von der Natur geben wohl jede Art der seelischen Bewegung am besten wieder, beim Hören und Zuschauen passiert dann mit dem Zuhörer ähnliches, wie mit dem, was auf den Bildern zu sehen ist, das Auftauchen geheimnisvoller und seltener Blüten, oder die Art wie diese Blumen gesehen werden können, eben nicht "gewohnheitsmäßig", sondern in ihrer Besonderheit, in der geheimnisvollen Schönheit und Schöpfung, die sie eben in Wirklichkeit haben... so werden die Dinge in ihre wirkliche Bedeutung gehoben - mit klingenden Blüten. Alles, was dazu beiträgt, tut derzeit in der Welt wirklich not und ich freue mich, dass hier so etwas gezeigt und hörbar gemacht wird.“ 

„Maria Magdalena“ zu unserem Video „Für Johanna“

Johanna Keupp-Kosbahn, Tak Kuratsuwa, Siegfried Marx, Astrid Klier-Marx, 3.3.2022



Warum ist das deutsche Volkslied „Der letzte Abend" in Deutschland vergessen und in Japan immer noch sehr beliebt?


Vor zwei Jahren wurde ich gebeten, bei der Weihnachtsfeier unseres Tischtennisvereins in Bremthal-Eppstein in Deutschland zwei Lieder zu singen.
Ich entschied mich, zwei deutsche Volkslieder zu singen, "Loreley" und "Der Letzte Abend", da beide Lieder in Japan sehr beliebt sind. Ich beschloss, sowohl auf Deutsch als auch auf Japanisch zu singen. Es war einfach, die Karaoke-Versionen der Loreley in beiden Sprachen zu finden, um sie zu üben. Auch die Karaoke-Version von "Der Letzte Abend" auf Japanisch konnte ich auch ohne Probleme finden. Aber ich konnte kein Video von diesem Lied in der Originalsprache finden. Ich habe mehr als 100 Videos der japanischen Version in allen möglichen Formaten gefunden, Sologesang, Gesang mit Orchester, Chor, Klavier solo, Geige, Gitarre, Koto (traditionelle japanische Harfe), Flöte, Mundharmonika, Ukulele usw., aber kein YouTube-Video dieses Liedes auf Deutsch. Das Lied ist hier völlig vergessen. Glücklicherweise konnte ich die Noten und den Text in deutscher Sprache finden. Da ich keine Noten lesen kann, bat ich meine Tandem-Sprachpartnerin Johanna, die zum Glück auch Musikerin ist, das Lied zu singen und es aufzunehmen. Auf diese Weise konnte ich üben und auf der Weihnachtsfeier beide Lieder vortragen.

Aber meine Frage nach dem Unterschied in der Popularität dieses Liedes in beiden Ländern blieb nach wie vor unbeantwortet... Außerdem habe ich festgestellt, dass es Japaner gibt, die das Lied gerne auf Deutsch gesungen hören möchten. Jetzt, wo wir hier die Möglichkeit haben, YouTube-Videos zu machen, haben wir beschlossen, das erste deutsche Video dieses Liedes zu produzieren und es auf YouTube speziell für japanische Volksliedliebhaber zu veröffentlichen.


Lied ist wohl Mitte des 19. Jahrhunderts im Odenwald entstanden und wurde in den Liedersammlungen „Die deutschen Volkslieder mit ihren Singweisen“ (1843), in „Deutscher Liederhort“ (1856, Nr. 101) und auch im „Liederbuch des Handwerker-Vereins“ zu Potsdam (1859) veröffentlicht. Dies legt nahe, dass das Lied die Traurigkeit eines wandernden Handwerksburschen über die Trennung von seiner Geliebten zum Ausdruck bringt. Kazumasa Yoshimaru veröffentlichte die japanische Version mit seinem eigenen Text 1913 in einem Liederbuch. Er war ein bekannter Lyriker, Literaturwissenschaftler und Professor an der Tokyo Music School, der heutigen Tokyo University of the Arts. Das Lied trug den Titel "Kokyouwo hanaruru uta, 故郷をはなるる歌, wörtlich "Abschied von der Heimat", aber sein Text ist nicht die Übersetzung des deutschen Liedes und hat inhaltlich wenig mit dem Original zu tun. Der Text besteht aus fünf- und siebensilbigen Wörtern, wie sie in den traditionellen japanischen Kurzgedichten, den Waka, verwendet werden, was das Lied elegant klingen lässt.

Das Thema des Originaltextes ist die Beziehung zwischen zwei Liebenden. Es wird aus der Perspektive des Mannes erzählt, mit Unterthemen wie Reichtum, Religion, Gott und Tod, die laut Astrid typische Themen im romantischen Denken des 19. Jahrhunderts in Deutschland waren. Das Lied drückt nicht explizit den Abschied von seiner Heimat aus. Wir können uns jedoch vorstellen, dass dieser Abschied stattfindet, wenn ein Handwerker seine Heimat verlässt, um sich auf Wanderschaft zu begeben, um seine Fähigkeiten zu verbessern. Der japanische Text hingegen bringt den Abschied von der Heimat deutlich zum Ausdruck. Er beschreibt, was ein Mann, der seine Heimat verlässt, dort gesehen und getan hat. Er verabschiedet sich von all dem. Es mag auch richtig sein, dass Japaner, vor allem im mittleren und höheren Alter, eine stärkere Bindung an die Heimat haben als die Deutschen. Auch in Japan zwang die Industrialisierung die Bevölkerung, mobiler zu werden. Die Geografie Japans zwang die Menschen, die in ländlichen Gebieten lebten, weit weg in die Industriegebiete zu ziehen, die sich im mittleren Teil der Hauptinsel Honshu konzentrieren, was zu einem stärkeren Gefühl der Abkehr von der Heimat führte als bei den Deutschen, die neue Arbeitsplätze relativ nahe an ihrer Heimat finden konnten. Mein anderer deutscher Tandem-Sprachpartner meinte, dass dies vielleicht auch mit der deutschen Atmosphäre nach dem Zweiten Weltkrieg zusammenhängt, in der die Menschen versuchten, rein deutsche Gefühle bzw. Begriffe wie "Heimat" zu vermeiden.


Ich beendete mein Maschinenbaustudium im Alter von 20 Jahren und musste meine Heimat verlassen, um in einem Unternehmen in Kyoto zu arbeiten. Mein Vater bat mich, ihn vor meiner Abreise zum Fliegenfischen zu begleiten. Es war abends, kurz nach Sonnenuntergang Ende März, als kleine Insekten über die Flussoberfläche flogen und die Fische sprangen, um sie zu fangen. Ich denke immer noch mit großer Sehnsucht an diesen Abend in der Heimat im Abendrot, vor allem wenn ich an meinen Vater denke, der jetzt 97 Jahre alt ist, in einem Pflegeheim lebt und mich nicht wiedererkennt. Die japanische Fassung von "Der Letzte Abend" ruft diese Nostalgie eher hervor als die persönliche Traurigkeit, die in der deutschen Fassung zum Ausdruck kommt.


Es ist erwiesen, dass "Der Letzte Abend" das ursprüngliche Volkslied für die japanische Version ist. Hier ist der Link zu einer ausführlichen Studie über die Verwandtschaft dieser Versionen und der zweiten deutschen Version mit dem Titel "Abschied von der Heimat" mit dem Text "Tränen hab ich viele viele vergossen" von August Heinrich Hoffmann von Fallersleben.

http://blog.livedoor.jp/kiichirou_sakiyama/archives/cat_1274947.html

Leider ist der Artikel nur auf Japanisch, aber mit Hilfe des Google Übersetzers lesbar.

Die Schlussfolgerung des Artikels ist:

Die ursprüngliche Version von "Kokyouwo hanaruru uta" ist vermutlich das deutsche Volkslied "Der Letzte Abend" = "Wenn ich an den letzten Abend gedenk". Es scheint 1822 oder 1826 komponiert worden zu sein. Der Originaltext von "Kokyouwo hanaruru uta" ist "Abschied von der Heimat" = "Tränen hab ich viele viele vergossen" von August Heinrich Hoffmann von Fallersleben, wahrscheinlich 1842 geschrieben. Die ursprüngliche Melodie dieses Liedes war wahrscheinlich "Der letzte Abend".


Es ist nicht leicht zu sagen, warum und wie der Popularitätsunterschied zwischen diesen beiden Versionen zustande kommt. Um das besser zu verstehen, müssen wir vielleicht die historischen Hintergründe in beiden Ländern, in denen diese Lieder gesungen wurden, genauer untersuchen und auch mit der Situation eines ähnlichen Volksliedes wie "Muß i denn, 別れの歌" vergleichen. Wir hoffen einfach, dass unsere Aktivitäten zur Wiederbelebung der deutschen Version in Deutschland und in Japan beitragen werden.

Tak Kuratsuwa, 2021


Der Letzte Abend

1.

Wenn ich an den letzten Abend gedenk,

Als ich Abschied von dir nahm!

Ach, der Mond, der schien so hell,

Ich musst scheiden von dir,

Doch mein Herz bleibt stets bei dir,

Nun ade, ade, ade, nun ade, ade, ade, Feinsliebchen lebe wohl!

2.

Meine Mutter sagt:

Sollst `ne Reiche dir nehmen,

Die hat Silber und viel Gold.

Doch viel lieber will ich mich

In die Armut begeb'n,

Als dass ich mein Schatz verlass...

Nun ade, ade, ade, nun ade, ade, ade, Feinsliebchen lebe wohl!

3.

Großer Reichtum bringt uns keine Ehr,

Große Armut keine Schand.

Ei, so wollt ich, dass ich Tausend Taler reicher wär`




Und hätt' dich an meiner Hand.

Nun ade, ade, ade, nun ade, ade, ade, Feinsliebchen lebe wohl!

4.

Ich gedenk ́ noch einmal reich zu werden, Aber nicht an Geld und Gut.

Wollte Gott mir nur schenken Das ewige Leb'n,
Ei, so bin ich reich genug.

Nun ade, ade, ade, nun ade, ade, ade,

Feinsliebchen lebe wohl!

5.
Und das ew ́ge Leben, viel Glück und viel Segen Wünsch ich dir viel tausendmal!

Und du bist mein lieber Schatz und du bleibst mein lieber Schatz,

Bis hinein ins kühle Grab.

Nun ade, ade, ade, nun ade, ade, ade, Feinsliebchen lebe wohl!


 Heinrich von Fallersleben: Abschied von der Heimat


Thränen hab' ich viele, viele vergossen,




daß ich scheiden muß von hier ―
Doch mein lieber Vater hat es beschlossen,

Aus der Heimat wandern wir.

Heimat, heute wandern wir,
Heut auf ewig von dir!
Drum ade, ade, ade!

Drum ade, so lebe wohl!


Lebet wohl, ihr meine Rosen im Garten
Und ihr, meine Blümelein!

Darf euch jetzt nicht weiter pflegen und warten,

Denn es mus geschieden sein.
Lieben Blümlein, weint mit mir!

Heute scheid' ich von hier.
Drum ade ...


Lebet wohl, ihr grünen blumigen Felder,
Wo ich manches Sträußen band!

Lebet wohl, ihr Büsche, Lauben und Wälder,

Wo ich kühlen Schatten fand!

Berg und Täler, stille Au'n
Werd' euch nimmermehr schaun!

Drum ade...


Lebe wohl! so ruf ich traurig hernieder,
Ruf's vom Berg hinab ins Tal.
Heimat, Heimat! seh' ich nimmer dich wieder!

Seh' ich dich zum letzten Mal!

Dunkel wird es rings umher -

Und mein Herz ist so schwer.

Drum ade ...
 

“Kokyouwo Hanaruru uta”


Lilien, Nelken im Garten und Gräser am Gatter
Heute ist der letzte Tag, an dem ich euch sehen kann.
Wenn ich daran denke, vergieße ich Tränen.
Nun ade meine Heimat, ade meine Heimat.
Nun ade meine Heimat, ade meine Heimat.

 

Hügel, wo ich Ackerschachtelhalme gepflückt habe,
und Wald am Schrein
Bach, wo ich kleine Karauschen geangelt habe,
und Böschung mit Weidenbäumen
Habt Mitleid mit mir, der ich scheiden muss.
Nun ade meine Heimat ...

 

Ich stehe hier und nehme Abschied, ade
Meine Heimat am Fuß des Berges schlaf ruhig.
Die Abendsonne geht unter und es wird dunkel.
Nun ade meine Heimat ...

Informationen zu den Volksliedern „Der letzte Abend“ und „Tränen hab ich viele viele vergossen“ von Dr. Heidi Christ

(Forschungsstelle für fränkische Volksmusik)


„Nach unseren Erkenntnissen wurden Text und Melodie – wie in den glaubwürdigen Informationen aus dem "Volksliederbuch für gemischten Chor" notiert – seit dem ersten Viertel des 19. Jahrhunderts mehrfach aufgezeichnet, Spuren führen zu dem Wernigeroder Arienbuch von 1759. Das Lied scheint schnell weit verbreitet worden zu sein und wurde bis mindestens ins letzte Drittel des 19. Jahrhunderts viel gesungen (vgl. die unterschiedlichen Quellenangaben); 1890 finden wir es auch im Reichs-Commersbuch, also in der Studentenschaft bei jungen Menschen. In Franken konnten es Ditfurth (Mitte/Ende 19. Jahrhundert) und Ries (Anfang 20. Jahrhundert) noch aus dem Gebrauch der Menschen aufzeichnen. In die institutionalisierte Volksmusikpflege seit den 1970er Jahren hat es meines Wissens keine Aufnahme gefunden, auch liegen uns keine Belege aus der freien Bewegung der Volksliedsingkreise vor. Wohl aber ist anzunehmen, dass es noch hier und da bei unterschiedlichen Gelegenheiten gesungen wird. Neuere, noch im Verkauf befindliche Liederbücher enthalten es, über deren Rezeption gibt es bei uns aber keine Erkenntnisse.

Definitiv später als der Liedtext vom "letzten Abend" entstand das Gedicht "Tränen hab ich viele viele vergossen" von August Hoffmann von Fallersleben, nämlich 1842. Erstmals in Hoffmann von Fallersleben, August Heinrich (Hg.): Deutsches Volksgesangbuch. Hildesheim / New York: Georg Olms 1975, Nachdruck der Ausg. Leipzig 1848 u. Zürich u. Winterthur 1843. (= Volkskundliche Quellen 8 Volkslied) wurde Fallerslebens Text mit der offensichtlich schon weit verbreiteten, bekannten und beliebten Melodie vom "letzten Abend" zusammen gedruckt. Das ist kein ungewöhnliches Ereignis, sondern altbekannte Praxis, dass Texte, die Gefallen fanden, auf vorhandene Melodien gesungen wurden. Die japanische Textversion orientiert sich am Fallersleben-Text.

Obwohl ich die Argumentation von Herrn Kuratsuwa nachvollziehen kann, möchte ich darauf hinweisen, dass der der deutschen Romantik zuzuordnende Text "Wenn ich an letzten Abend gedenk" nicht auf eine Abschiedsszene im Sinne von Handwerksburschen-Wanderung verweist, sondern vielmehr auf eine nicht standesgemäße Verbindung zwischen zwei jungen Menschen. Der Mutter wird dabei der Standesdünkel in den Mund gelegt, sie weist darauf hin, der junge Mann solle lieber ein reiches Mädchen wählen und sich nicht einer wirklichen Liebe hingeben. Dem jungen Mann dagegen bedeuten Reichtum (und damit Ansehen) nichts gegenüber der Liebe zu dem offenbar armen Mädchen. Dennoch verlässt er es – nicht ohne ihm seine ewige Liebe zu versichern.

Ihr Video finde ich sehr gelungen. Zum Einen begleitet das Bildmaterial den scheidenden, traurigen Handwerksburschen geradewegs auf seiner Wanderung bis hin zum Grab. Zum Andern gefällt mir die klare Singstimme, die vorsichtig und zart vom Piano begleitet und von der Querflöte umrahmt wird – eine Volksliedaufnahme, kein ausgearbeitetes oder gar überfrachtetes Kunstlied. Vielen Dank dafür."

Mai 2022

Dr. Heidi Christ - Forschungsstelle für fränkische Volksmusik

Schlossstraße 3

97215 Uffenheim

E-Mail: www.volksmusik-forschung.de

Telefon: 09842-9369490


Warum nannten wir unser erstes Album „Blossom Dreams“?


Spotify macht ziemlich viele Vorgaben, wie man sein Album zu benennen hat und so kamen wir nach etlichen nicht genehmigten Versuchen auf die Idee, uns von Taks wunderschöner Kirschblüte inspirieren zu lassen, die wir für das Cover gewählt haben. Also Kirschblüte – cherry blossom. Aber das wurde auch nicht akzeptiert. Und nach weiteren Gedankenspielen landeten wir dann bei „blossom dreams“. Hurra, das wurde angenommen! Blossom Dreams – Blütenträume... Als Deutschlehrer fiel mir dazu sofort ein: Goethe hat dieses Wort für sein Gedicht „Prometheus“ erfunden. Der Titan Prometheus begehrt gegen die Götter auf und spricht zu Zeus:

                                                             Wähntest du etwa,

                                                             Ich sollte das Leben hassen,

                                                             In Wüsten fliehen,

                                                             Weil nicht alle Blütenträume reiften?


„Blütenträume“ als Synonym für „Wünsche und Vorstellungen“, vielleicht auch „jugendliche Spinnereien“, die sich nicht unbedingt in der Realität umsetzten lassen oder wie es der Duden formuliert: „nicht alles, was man erstrebt, lässt sich verwirklichen“;

Dieser „Blütentraum“ ließ sich verwirklichen, das ist doch ein wirklich schöner Titel für unser Album!

Das ganze Gedicht ist zu finden unter: https://www.textlog.de/18833.html Für Hintergrundinformationen und Interpretation siehe: https://de.wikipedia.org/wiki/Prometheus_(Hymne)

Astrid Klier-Marx, November 2021

Meine Begegnung mit der Stilllebenmalerei


Tak: Meine Begegnung mit dem alten Meister "Jan Davidsz. de Heem" fand in der Residenzgalerie im DomQuartier Salzburg statt. Als der verstorbene Vorsitzende der Matsuura Machinery Corporation in Japan, Herr Masanori Matsuura, und ich Salzburg besuchten, wollte Herr Matsuura die Galerie besuchen, um Gemälde von "de Heem" zu sehen. Er hatte die Galerie bereits einmal mit seiner Tochter besucht, die mit dem Besitzer einer Kunstgalerie in Tokio verheiratet ist und die die Stillleben von "de Heem" liebt. Dort sahen wir ein Gemälde von Jan Davidsz. de Heem, dem Vater, und ein weiteres von Cornelis de Heem, dem Sohn.

https://www.domquartier.at/en/residenzgalerie/

https://en.wikipedia.org/wiki/Jan_Davidsz._de_Heem

Ich war fasziniert von dem überragenden Realismus der Bilder. Ich hatte bis dahin schon viele Stillleben gesehen, aber ich musste Herrn Matsuura zustimmen, dass sie zu den besten Stilllebenmalern des goldenen Zeitalters gehören. Seitdem arrangierte ich Besuche in Museen mit "de Heem"-Gemälden, wann immer Herr Matsuura Europa besuchte.

Wir haben die meisten der berühmten Kunstmuseen in Europa besucht. In der Zwischenzeit kaufte Herr Matsuura eine digitale Spiegelreflexkamera und begann Fotos von diesen Gemälden zu machen. Da wir damals beide berufstätig waren, mussten wir unsere Museumsbesuche auf die Wochenenden oder den Feierabend legen. So entwickelten wir den Traum, die Museen nach unserer Pensionierung wieder zu besuchen und ein virtuelles "de Heem"-Museum mit den von ihm gemachten Fotos und meinen Erklärungen zu den Künstlern und ihren Werken auf Japanisch aufzubauen. Wir dachten, dass "de Heem" auf diese Weise in Japan populärer werden könnte als jetzt, weil wir glaubten, dass die Schönheit ihrer Gemälde dem Geschmack der japanischen Kunstliebhaber entsprach. Dieses Projekt wurde jedoch unmöglich, da er kurz nach meiner Pensionierung starb. Ich lernte zu fotografieren und begann, Museen zu besuchen, um selbst Fotos von den Werken dieser Maler zu machen. Aber eine Zeit lang war es wegen der Korona-Bestimmungen nicht möglich, Museen zu besuchen. Also beschloss ich, in einem kleinen Raum meines Wohnhauses Fotos von Stillleben zu machen. Ich hoffe, dass sich die Korona-Situation bald bessert und ich die Museen mit den "de Heem"-Gemälden wieder frei besuchen kann.

Tak Kuratsuwa, 2021

 

Astrid: Meine erste Begegnung mit Stillleben war in der Alten Pinakothek in München. Ich war als Kind (wohl im Grundschulalter) mit meinen Eltern dort. Und als ich vor einem Stillleben mit vielen Blumen stand, machte mich mein Vater auf die kleine Fliege aufmerksam, die auf eine Blüte gemalt war. Er sagte, dass sei nicht nur eine Fliege, sondern auch ein Zeichen dafür, dass alles vergeht. Jedes barocke Stillleben hätte so ein Symbol der Vergänglichkeit, oft sichtbar, manchmal aber auch versteckt. Ab da habe ich jedes Stillleben genau betrachtet und die Symbole der Vergänglichkeit gesucht, meist waren das Insekten. Als Kind wollte mir allerdings nicht einleuchten, dass auch Schmetterlinge dazu gehören. Die fand ich zu schön, als dass sie etwas Negatives versinnbildlichen könnten.

Daher gefällt mir auch besonders gut Taks Stilleben mit der schönen alten Uhr. Sie zeigt auf edle Weise, dass die Zeit vergeht…

Astrid Klier-Marx, 2021

Das wunderbare Abenteuer eines Interpreten


Als Interpret ein neues Stück anzugehen, ist ein wunderbares Abenteuer. Der Notentext ist erst mal zu vergleichen mit einem geschriebenen Text, bei dem Punkt, Komma und manchmal sogar der Abstand zwischen den Wörtern fehlen. Ich schicke meine Klangteilchen auf die Reise. Sie sind guter Dinge, freuen sich auf ihre Aufgabe und sie versuchen, harmonische Spannungen, Bezüge der einzelnen Phrasen, die sie als solche ja erst mal erkennen müssen, zu verstehen. Sie sehnen sich, jauchzen, hüpfen, klagen, sind niedergeschlagen oder glücklich, je nachdem welche Gefühle in ihnen geweckt werden. Sie können auch ratlos sein. An der selben Stelle der Phrase war früher ein Taktstrich und sie durften ein bisschen hüpfen. Jetzt fehlt er, die Taktstruktur hat sich geändert, und sie sind einen Moment ratlos, schauen sich fragend an und gehen etwas verunsichert weiter. Solche Dinge kommen vor. Und sie freuen sich auf jedes neue Stück, jedes neue Abenteuer!

Johanna Keupp-Kosbahn, 2021


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